Kirchen und Kapellen in Siersburg

Geschichte der Kirche St. Martin Siersburg

Über dem Itzbachtal steht auf einer Anhöhe die Kirche Sankt Martin. Sie ersetzte einen sehr alten Vorgängerbau, der in der Nähe gestanden hatte und wohl im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Das damalige Dorf Itzbach unterstand kirchenrechtlilch der Abtei Busendorf und diese war verpflichtet wenigstens teilweise für einen Neubau aufzukommen. Erst nach einem Prozess kam die Abtei ihren Patronatspflichten nach und so konnte schließlich im Jahr 1758, über hundert Jahre nach der Zerstörung ihrer Vorgängerin, die neue Pfarrkirche eingeweiht werden. Im Jahr 1912 wurde die „neue“ Kirche nach Plänen des Architekten Peter Marx im Stil des süddeutschen Barock umgebaut. Entsprechend dem Patronat des Heiligen Martin ziert die Kuppel kein Wetterhahn, sondern ein Metallschild, das den Heiligen zu Pferd mit dem Bettler über einem schmiedeeisernen Kreuz zeigt und als Wetterfahne dient. Auf dem Dach der Kirche steht eine überlebensgroße Steinskulptur des Heiligen als Bischof, die nach Osten blickt. Zu seinen Füßen ist die Gans – Martinsgans - dargestellt, Symbol für die Legende, nach der die Gänse den Einwohnern der Stadt Tour den Aufenthalt des Heiligen Martin durch ihr Geschnatter verrieten, als er sich vor ihnen versteckte, um nicht ihr Bischof werden zu müssen.

Der wohlgegliederte Innenraum, beherrscht von der großen neubarocken Kuppel im Schnittpunkt des Längs- und Querschiffs, zeigt einige stilvolle Details. In den Chorschranken ist noch der Adler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das immerhin bis 1806 bestand, erkennbar.

 

 

Der beeindruckende Hochaltar stammt aus dem Elisabeth Kloster in Aachen und wurde für die Itzbacher Kirche so angepasst, dass er sich harmonisch und ohne Bruch in die Architektur einfügt. Das Hauptbild über dem Altar stellt eine Kreuzigungsgruppe dar und ist die Kopie eines Bildes von Hans von Aachen aus der Michaelshof-Kirche in München.

 

 

Auf der Empore im hinteren Teil des Längsschiffes befindet sich die 1872 von der bekannten Orgel-baufirma Haerpfer in Boylay (Bolchen) gebaute und 1926 gekaufte Orgel, die ursprünglich für die protestantische Kirche Saint-Trinitaire in Metz bestimmt war.

Erwähnenswert ist auch die gusseiserne Gedenktafel des Künstlers Marc Leder für den Märtyrer der Pfarrei, den Priester Nicolas Custer. Als kirchentreuer Priester weigerte er sich auf die Französische Republik zu schwören und versah seinen seelsorgerischen Dienst während der Revolutionsjahre im Untergrund. Er wurde verhaftet und nach Guayana deportiert, wo er am 13. November 1800 an den Strapazen der Deportation starb.

 

Geschichte der Sankt Willibrord Kapelle Siersdorf

Auf dem höchsten Punkt von Siersdorf, zu Füßen der alten Ritterfestung auf dem Siersberg, erhebt sich der älteste Kirchenbau im deutschen Teil des Niedtales, die Willibrord-Kapelle. Der Ort war vor Hochwasser sicher und daher schon von alters her besiedelt.
Der Saarbrücker Germanist W. Haubrichs glaubt, an dieser Stelle eine römische Siedlung "villa cornu" nachweisen zu können, nicht zuletzt deshalb, weil die Nied dort einen großen Bogen macht (lat. cornu=das Horn, der Bogen). Die Kapelle mit dem umliegenden Friedhof ist von einer hohen Sandsteinmauer umgeben. Das Hauptschiff der kleinen Kirche ist spätgotisch. In den Kreuzgewölben finden sich in den Schlußsteinen ein Lothringerkreuz als Hinweis auf die damalige Staatszugehörigkeit sowie ein Abtsstab mit der Jahreszahl 1523. Doch dürfte die Kapelle wesentlich älter sein, denn der Turm, der sich nördlich an den Chorraum anschließt, ist im romanischen Baustil errichtet.

Die Kapelle weist eine weitere Besonderheit auf. In der linken Ecke des Altarraumes befindet sich ein Sakramentshäuschen. Nach außen öffnet sich diese Nische in Form eines "Oculus" (lat. Auge).So konnte das Allerheiligste auch vom Freien aus angebetet werden. Bei Dunkelheit wirft das Ewige Licht sein Leuchte von innen auf die armen Seelen auf dem Friedhof rund um die Kapelle und schafft so eine Verbindung von den Toten zu Gott.
An der Stelle des jetzigen Seitenschiffes, das erst nach dem 2. Weltkrieg zusammen mit der Sakristei errichtet wurde, stand früher ein Beinhaus. Hier wurden die Gebeine der Toten aufbewahrt, die bei der Neubelegung des kleinen Friedhofs noch aufgefunden wurden. Nachdem sich die Bestattungsriten gewandelt hatten, diente der Raum als Stehplatz für Kinder während der Gottesdienste.

 

Zahlreiche Kriege und die Französische Revolution führten in unserer Region immer wieder zu Zerstörungen an der Kapelle, die aber jedesmal erneuert wurde. Anfang der 1970er Jahre erfolgte eine Umgestaltung im Sinne des 2. Vaticanums. Als wesentliche Maßnahme wurde der Altar zur Gemeinde hin ausgerichtet. Die Bilder des Flügelaltares des schlesischen Kirchenmalers Alfred Gottwald (1893 - 1971) wurden getrennt und an den Seitenwänden des Hauptschiffes befestigt. Eines der Bilder zeigt den heiligen Willibrord, dem die Siersdorfer Kapelle geweiht ist.